Bahn: LVR erhält Schlüssel für Merseburger Oval

Der Merseburger Oberbürgermeister Sebastian Bahr (li.) übergab LVR-Präsident Frank Witte (re.) die Schlüssel zur Nutzung der Radrennbahn. (Foto: Stadt Merseburg)

– Von Nico Grünke* –

Mit dem Rennrad drehte Oberbürgermeister Sebastian Müller-Bahr (CDU) eine Runde – und das Seite an Seite mit Frank Witte, seines Zeichens Präsident des LV Radsport Sachsen-Anhalt.

Auf der Radrennbahn in Merseburg leitete das Duo auf sportliche Art einen symbolischen Akt ein: Das Stadtoberhaupt übergab den Schlüssel für die Radrennbahn offiziell an den Landesverband.

Damit verbinden vor allem die Radsportvereine im Land eine große Hoffnung: Die einzige noch intakte Radrennbahn Sachsen-Anhalts soll wieder mit Leben erfüllt werden. Die traditionsreiche Sportstätte – Merseburg hatte einst Olympiasieger und Weltmeister im Bahnradsport hervorgebracht – wurde in den letzten Jahren vom Fußballnachwuchs des SV Merseburg 99 genutzt und lag seit dessen Rückzug brach.

 

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Die speziellen Rennräder für die Bahn – sie haben weder Schaltung noch Bremsen – waren schon lange nicht mehr auf dem 370 Meter langen Oval zu sehen. Dies soll sich in naher Zukunft ändern: „Wir dürfen die Bahn quasi als Mieter ab dem 1. August dieses Jahres nutzen“, freute sich Stefan Thomé.

Der Geschäftsführer des LVR war zusammen mit Witte und Landestrainer Andreas Kindler (Osterweddingen) für die Schlüsselübergabe von Magdeburg nach Merseburg gekommen. Kindler hatte auch die Rennräder mitgebracht.

“Die Merseburger Bahn ist für Training und das Heranführen unserer Nachwuchsfahrer an das Bahnradfahren bestens geeignet. Die Substanz ist in einem erstaunlich gutem Zustand”, so Kindler. In Deutschland werden teilweise Bundessichtungsrennen auf Bahnen durchgeführt, die mit der Merseburger Anlage vergleichbar sein, betont der Landestrainer des Jahres der LSB-Fördersportarten von 2022.

Vor allem der Bahnradsport mit seinen interessanten Disziplinen hat für ihn und seine jungen Athleten einen hohen Stellenwert. Begabte Nachwuchsfahrer wurden in der jüngeren Vergangenheit gefördert. Einige schafften später den Sprung zu den großen Leistungszentren wie etwa den RSC Cottbus.

Und auch Pauline Grabosch – mehrfache Weltmeisterin auf der Bahn sowie Olympiahoffnung für Paris – hatte einst in Sachsen-Anhalt die Liebe zum Radsport entdeckt. Beim RSV Osterweddingen machte sie ihre ersten Schritte.

„Im vergangenen Jahr hatten wir im Nachwuchs wieder mehrere Medaillengewinnerinnen bei der Deutschen Meisterschaft im Bahnradsport“, erwähnte Stefan Thomé, dass in Sachsen-Anhalt immer wieder Talente entdeckt und entwickelt werden.

Harte Arbeit hinter Erfolgen

Hinter den Erfolgen steckt harte Arbeit. Und vor allem mussten die Sachsen-Anhalter lange Zeit den Aufwand betreiben, mangels eigener Möglichkeiten auf Bahnen in anderen Bundesländern zu trainieren. Jetzt können die Radsportler aus Sachsen-Anhalt bei den Vorbereitungen auf sportliche Höhepunkte deutlich flexibler sein – dank der reaktivierten Bahn in Merseburg.

Die Stadt hatte die Sportstätte in den vergangenen Monaten tauglich gemacht. Das schnelle Oval, das erhöhte Kurven aufweist – damit die Fahrer bei Tempo 50 die Fliehkräfte in den Griff bekommen – soll in Regie des Landesverbands und in Absprache mit der Stadt weiter aufgewertet werden. Das betreffe unter anderem die Begrenzung, das Fahrerlager sowie den Belag. Die Beachsport-Anlage wurde bereits von der Stadt entfernt.

Aber nicht nur der Verband interessiert sich für die robuste „Betonpiste“. Eine Interessengemeinschaft hat sich mittlerweile in Merseburg gebildet. Bei einem Treffen vor einigen Wochen, bei dem unter anderem auch Ex-Olympiasieger und Bundestagsabgeordnete Jens Lehmann zu Gast war, bildete sich ein Planungsgremium, das bereits erste Maßnahmen mit lokalen Firmen umsetzen wird. Zudem sei die Gründung eines Fördervereins geplant. Es sei laut Geschäftsführer Thomé auch vorstellbar, dass einzelne Vereine die Bahn für ihr Training nutzen dürfen.

Das schließe etwa auch die Triathleten vom TC Merseburg mit ein, wie Thomé erwähnt. „Wenn sich dann vielleicht irgendwann wieder ein Radsportverein in Merseburg gründen würde, wäre das super“, sagt der Geschäftsführer und betont die Vorzüge der Bahn: „Das ist ja ein geschützter Bereich ohne Straßenverkehr, wo die Kinder das Radfahren sehr gut lernen können.“

Eventuell auch Wettkämpfe

Doch das ist Zukunftsmusik. Der Landesverband will demnächst prüfen lassen, ob auf der Bahn in absehbarer Zeit wieder Wettkämpfe wie etwa Landesmeisterschaften über die Bühne gehen können. Das wäre ein weiterer guter Schritt.

Das erste kleine Trainingslager des Talenteteams Sachsen-Anhalt soll es noch in diesem Jahr geben. Im September wird Thomé zufolge ein Tag der offenen Tür auf der Radrennbahn stattfinden. Vielleicht kann auch der ein oder andere Besucher mal eine Runde auf Radrennbahn in Merseburg drehen.

*Nico Grünke ist freiberuflicher Journalist. Sein Beitrag erschien am 28. Juli in der Mitteldeutschen Zeitung – Landbote Merseburg 

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